Vorsicht kann triggern!!!!
SVV
Als es anfing, war ich gerade mal 11 Jahre alt. Ich stand zu Hause vorm Spiegel und ritze mich. Ich war an dem Tag so fertig, ich konnte einfach nicht mehr. Und dann merkte ich wie gut mir das tat. Ich war danach richtig ruhig. Es war eine Art Ablassventil für Stress und Sorgen. Jeden Tag wurde es mehr. Ich konnte gar nicht mehr aufhören damit. Es war wie eine Sucht. Die Schmerzen spürte ich gar nicht mehr. Es war so ein schönes Gefühl wenn dann das Blut floss. Ich merkte das ich lebte.
Angst davor, das es jemand sah hatte ich nicht. Ich glaube ich wollte das sogar. Ich wollte Hilfe haben, hatte aber nicht den Mut einfach nach Hilfe zu fragen.
Im Sommer trug ich lange Klamotten und ging nicht mehr ins Schwimmbad. Ich wollte einfach keine Fragen mehr beantworten. Ich sagte sowieso nie die Wahrheit. Es hätte mich doch sowieso niemand verstanden.
So ging das 2 Jahre. Dann bekamen meine Eltern es raus. Sie verstanden mich einfach nicht. Jeden Tag wollten sie mit mir darüber reden. Aber das konnte ich nicht, das wollte ich nicht.
Irgendwann wurde es mir dann zu viel und ich zog mit Hilfe von einem Schulsozialarbeiter in ein Mädchenhaus. Dort hab ich mich richtig wohl gefühlt. Ich habe viele liebe Freunde dort gefunden, und konnte endlich leben wie ich es wollte.
Doch ich merkte auch dass das Leben dort auch nicht so leicht war. Ich verlor in der der Zeit viele liebe alte Freunde. Das hat mich sehr traurig gemacht. Ich war damals einsam, wollte es mir aber nicht eingestehen.
Ich fing wieder an mich zu verletzen. Jeden Tag wurde es mehr und mehr. Bis ich irgendwann nicht mehr konnte. Es ging einfach nicht mehr. Ich wollte nur noch sterben. Also schnitt ich mir die Pulsadern auf.
Das war mein Erster von 15 Versuchen in 3 Monaten.
Als die Erzieherinnen dort merkten, das es bei mir nicht mehr ging brachten sie mich in die Kinder- und Jugendpschiatrie.
Dort habe ich 6 Monate verbracht.
Meistens weiß ich selbst nicht warum ich das mache. Es hilft mir irgendwie. Es nimmt mir den Druck, und das tut gut. Selbst wenn ich in Gesellschaft bin, vor allem unter gleichaltrigen kann ich nicht ruhig sein. Meist kneife ich mich dann, denn nur wenn ich die schmerzen spüre, fühle ich mich wohl.
Ich glaube es ist einfach nur ein Hilfeschrei. Aber niemand hört mich. Ich fühle mir oft so allein. Ich komme mit mir und mit meinem Gefühlen nicht klar. Aber niemand hilft mir. Vielleicht sehe ich auch einfach die Hilfe nicht.
Heute, nach 8 Monaten Therapie bin ich immer noch nicht los davon. Ich kann immer noch nicht aufhören, aber ich habe mich damit abgefunden und hasse mich deswegen nich mehr. Ich sehe es als Teil meines Lebens und wenn ich es nicht akzeptiere dann werde ich nie glücklich. Also habe ich mich damit abgefunden.